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75 Jahre Handwerk und Dienstleistungen

Am 1. März 1927 eröffnete Hans Kressbach mit seiner Frau Christine in Maischhausen eine Schmiede, übrigens am Tag nach der Hochzeit. Die Liegenschaft wurde aus dem Besitz von Alex Schaub erworben, welcher der örtlichen Streitigkeiten um den Standort der Bahn-Haltestelle überdrüssig war und Frieden im fernen Kanada suchte.

Aller Anfang ist schwer

Die Werkstatt, eine etwas hochgegriffene Bezeichnung, war primitiv eingerichtet. Das dunkle, russige Loch glich eher einer Vorstufe zur Hölle. Die Bohrmaschine mit grossem Schwungrad musste mit Muskelkraft angetrieben werden. Der Blasebalg fü das Schmiedefeuer erhielt die Impulse 'per pied'. Es brauchte schier übermenschliche Anstrengungen der Eltern, das kleine Betrieblein am Leben zu erhalten, dies mit reiner Handarbeit!
Jeder Auftrag wurde dankbar angenommen und erledigt, z. B. Wagenbau, das Beschlagen von Pferden und Kühen, Verlegen von Wasserleitungen. Auch das Löten von Bettflaschen und die Erledigung von anderem Kleinkram waren selbstverständlich. Die beengenden räumlichen Verhältnisse konnten 1933 mit einem Anbau von 20 m2 gemildert werden. Gleichzeitig wurde der Antrieb von Maschinen mittels Transmission ins Auge gefasst.
Ein kleiner, quirliger Jude aus Kreuzlingen, seines Zeichens Maschinenhändler, wirkte als Berater und machte Vorschläge. 'Woher das Geld nehmen', war die ärgerliche Reaktion des Vaters. 'Geld spielt im Moment überhaupt keine Rolle!' So konterte das kleine Männlein mit seiner Beredsamkeit. 'Du brauchst die Ausrüstung um vorwärts zu kommen', war sein weiteres Argument.Er lieferte die gesamte Einrichtung auf 'Pump'. Dass dem Engagement nur Nächstenliebe zu Grunde lag, bezweifle ich. Schliesslich war er ein Abkömmling des Stammes Juda und immer scharf auf 'Jeschäft'. In halbjährlichen Abständen kam er vorbei und holte ab, was ihm zustand. Dabei versäumte er nie, der Mutter eine Aufmerksamkeit zu überreichen. Wahrscheinlich hatte er Respekt vor der Frau. Nebst Haushalt und Familie musste sie in der Schmiede noch Schwerarbeit leisten.
Übrigens: Die wohlgemeinten Anweisungen des Beraters zeigten Früchte und die Aufträge mehrten sich. Nach den Investitionen durfte sich der Betrieb 'mechanische Schmiede' nennen. Ein einträgliches Standbein wurde die Erstellung von pneubereiften Wagen für die Landwirtschaft. Basis für die Fahrzeuge waren Räder und Achsen von ausgedienten Autos.

Kriegsjahre

Jahre kamen und gingen.Der Aufbau ging langsam, aber stetig vor sich, bis 1939 der unselige Krieg ausbrach. Vater musste für Wochen in den Militärdienst. Aushilfen konnte man sich nicht leisten, so dass der Betrieb geschlossen blieb. Die kläglichen Lohnausgleichzahlungen mussten zum Lebensunterhalt reichen. Schmalhans war Küchenmeister! Kartoffeln, Kartoffeln und immer wieder Kartoffeln. Nur der Tüchtigkeit der Mutter war es zu verdanken, dass das Essen einigermassen ausgewogen auf den Tisch kam.
Wie ein Kleinbetrieb damals geleitet wurde, mögen die folgenden Aufzeichnungen darlegen: Vierteljährlich setzte sich der Betriebsinhaber hin und stellte Rechnungen handschriftlich aus. Der Quartalsturnus war gegeben durch die Milchzahlungen an die Bauern. Sobald sie im Besitz des Milchgeldes waren, zog Mutter von Kunde zu Kunde und versuchte Geld nach Hause zu bringen. Oftmals wurde sie wohlwollend empfangen oder aber auch unwirsch weggewiesen. Mehrnalige Besuche und Ermahnungen gehörten auch dazu.

Neue Herausforderungen

Die grausamen Kriegsjahre endeten und allmählich kam die Wirtschaft wieder ins Rollen. In der Landwirtschaft war durch die Motorisierung und gleichzeitige Mechanisierung eine gewaltige Strukturveränderung im Gange. Die eingebundenen Handwerksbetriebe waren allesamt mitbetroffen. Der Bau von Traktoranhängern, Verkauf und Reparatur der landwirtschaftlichen Maschinen waren neue Herausforderungen.

Das Schicksal

Aus gewissem Respekt komme ich nicht umhin, nochmals vom jüdischen Händler Heim zu berichten. 1940 bekam er in der Grenzstadt Kreuzlingen langsam Angst vor den Nazis.Die Schergen Hitlers waren nur wenige Meter jenseits der Grenze. Unsere Behörden hätten den Mann wegen möglicher Komplikationen auch lieber weggehabt. Das Nebeneinander war damals keine leichte Sache. Die AMtsstellen setzten sanften Druck auf, welcher sich bis zur Schikane steigerte. So musste der Mann sich in zeitlichen Abständen auf dem örtlichen Polizeiposten melden. Die Behinderungen wären noch markanter gewesen, hätte am selben Ort nicht der mutige Statthalter Raggenbass gelebt.
Heim erkannte das Wetterleuchten und zog mit Gattin in den von Deutschen unbesetzten Teil Frankreichs, mit dem Hintergedanken, nach Amerika zu entkommen. Doch Hitler war schneller. In einer handstreichartigen Aktion überrannten die Deutschen das restliche Frankreich, und schon standen sie am Mittelmeer. Die Falle war zugeschnappt. Das Fluchtpaar geriet in die Hände der Gestapo und kam mit einem Sammeltransport ins KZ Theresienstadt. Die schwächliche Frau starb vor Entbehrungen, das 'Stehaufmännchen' aber überlebte. Nach Kriegsende zog Heim wieder an seinen ehemaligen Wirkungsort, als wollte er mainfestieren: 'Seht, da bin ich wieder!' Er betätigte sich, einem Urtrieb folgend, wiederum als Makler und Geldverleiher. Wie er abermals zu Vermögen gekommen war, blieb mir ein Rätsel.

Die Begegnung

Anfang der Fünfzigerjahre kam es zu einer Denkwürdigen Begegnung. In der Werkstatt befand sich ein kantonaler Beamter, um eine technische Abnahme durchzuführen. Unvergesslich die Verwunderung der beiden. Der Beamte war seinerzeit Postenchef in Kreuzlingen gewesen und musste die obrigkeitlichen Anweisungen gegenüber Heim vollziehen. Er war der festen Überzegung, dass dieser den Holocaust nicht überlebt hatte. Um so grösser die Überraschung! Sie reichten sich die Hände. Der Beamte bat um Vergebung für die Unannehmlichkeiten, welche er in amtlicher Funtktion damals auslösen musste. Heim kannte keinen Groll, zeigte sich versöhnlich und meinte, Als Staatsdiener habe jener ja nur seine Pflicht getan. Als Zeuge kann man das Zusammentreffen der beiden Mässer nie vergessen. Von ständiger Unruhe angetrieben, übte Heim sein Metier bis ins hohe Alter aus. Der Lebenskreis schloss sich an einem Freitagabend in seinem Auto, 100 Meter von zu Hause entfernt. Er hatte 'in Abrahams Schoss' Ruhe gefunden.

Die zweite Generation

1957 ging die Geschäftsführung an Alfons Kressbach über. Nach der Heirat 1958 wurde Gattin Theres im Betrieb mittätig. Ihr oblag die Betreuung des Büros und des Rechnungswesen. In einem KMU-Betrieb ist es unabdingbar, dass Familienmitglieder mittun und am gleichen Strick ziehen. Nu so geht es forwärts!
Ein markanter Ecksten war 1966 der Einzug in die neue Werkstatt. Sie war für damalige Wünsche gross und hell und mit modernen Maschinen und Anlagen bestückt. Um den Ansprüchen der neuzeitlichen Haustechnik und der zeitgemässen Wasserversorgung gerecht zu werden, unterzog sich der Betriebsleiter im Alter von 45 Jahren noch einer Prüfung im Gas- und Wasserfach.
Ein Anliegen war auch die Förderung des beruflichen Nachwuchses. Insgesammt sechs junge Männer haben die Grundbegriffe des Handwerks erlernt und die Lehrabschlussprüfung bestanden. Keiner ist dem Beruf treu geblieben, aber allesamt sind sie tüchtige Leute geworden.
Mit Genugtuung und heimlichem Stolz bemerkte der Schreiber der Chronik, dass die beruflichen Neugungen von Sohn Silvan in die erhoffte Richtung gingen. Es galt eine potente Lehrstelle in einem Schmiedebetrieb zu finden. Nach durchlaufenen Lehrjahren folgte eine neue Herausforderung in Gestalt einer Zweitlehre als Sanitärinstallateur in Frauenfeld. Gleichzeitig, d. h. berufsbegleitend, wurde auch noch das Handelsschuldiplom erworben. Das Rüstzeug war vorhanden.

Generation Drei

Somit wohlgerüstet, trat 1993 Silvan Kressbach als gleichberechtigter Partner in die Geschäftsführung ein, wiederum vollumfänglich unterstützt von seiner Gattin Manuela. Der bisherige Chef musste an der operativen Front, wie man vollmundig sagt, weniger mittun und konnte sich gelegentlich seinen Neugungen widmen. Die Erhaltung und Restauration von Traktoren steigerte sich bis zur Leidenschaft.
Die Neunzigerjahre waren für den Jungmeister ein wahrer Prüfstein. Rezession, Preiszerfall, Kreditsperren und anderweitige Klippen mussten umschifft werden. Dank stricktem Qualitätsdenken, Leistungsbereitschaft und Weiterbildung ist dies vortrefflich gelungen. Mit im Spiel war auch eine gesunde finanzielle Basis fernab von riskanten Abenteuern.
Dank der Anstellung eines hochkarätigen Mitarbeiters konnte das Angebot ausgebaut werden. Auch bei der Verpflichtung von Angestellten muss das Glück mitspielen.
Durch freundschaftliche Beziehungen zu einer ansässigen Baufirma und mit Mut zum kalkulierten Risiko, konnte vor Jahren gemeinsam Bauland an einer schönen Lage erworben werden. Die Zeit der sanften Realisierung ist angebrochen. Nur auf Bestellung werden Einfamilienhäuser erstellt, um ja keinen künstlihen Bauboom auszulösen. Das Ziel ist, die anfallenden Arbeiten mit eigenem Personal zu bewältigen.